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Movum

Ein neo-nomadisches Gesellschaftssystem

Sebastian Bott

Zahira Diefenbach

Pia Eltgen

Franz Ludwig

Die Klimakrise und ihre erdrückende Relevanz stößt noch immer auf großen Gegenwind in der Gesellschaft, der Wirtschaft und auch in der Politik. Um hier eine kritische Auseinandersetzung anzustoßen, visualisiert das Konzept “Movum” durch mehrere Artefakte, wie ein spekulatives überspitztes Zukunftsszenario in 2052 aussehen könnte. Die Welt muss sich von der gegenwärtigen Sesshaftigkeit lösen. Aufgrund der Klimakrise wird ständige Bewegung von Menschen, Alltagsleben, Infrastruktur und Ressourcen notwendig sein. Somit haben wir ein Konzept für eine weltweite Gesellschaft in einem neo-nomadischen System gestaltet.

Klimaproblematik

“Movum”, ein Zukunftsszenario für ein neo-nomadisches Gesellschaftssystem. Das Konzept basiert auf der gegenwärtigen Klimakrise. Aktuell werden die gesetzten Klimaziele der Länder nicht erreicht und eine aktuelle Erderwärmung von 1.2°C im Vergleich zur vorindustriellen Aufzeichnungen besteht. Die Szenarien für 2100 werden auf 2.6°C (RCP 4.5)1 bis bis 4.8°C (RCP 8.5)2 Erderwärmung.3
Durch die Folgen dieser Klimaveränderungen kann die heutige Sesshaftigkeit nicht länger funktionieren. Der indigene Nomadismus kann eine geeignete Anpassung auf das Klima für die nächsten Jahrzehnte sein.4 Wann der Kipppunkt für diesen Transformationsprozess zum folgenden konzeptionierten neo-nomadischen Gesellschaftssystem kommt, lässt sich nicht genau datieren.

Szenario

Das Szenario des neo-nomadischen Gesellschaftssystem besteht aus vier aufeinander aufbauenden Artefakten. Dazu gehört das gesamte Netzwerk des Systems, die einzelnen zirkularen Popup-Städte, die das Netzwerk bilden, die Menschen, die in den Popup-Städten leben sowie das Ovu, als persönliches Alltagsobjekt der Menschen.

Netzwerk
Das fluide, technokratisch ausgelegte Netzwerk mit beweglichen Knotenpunkten bildet die Grundlage. Die einzelnen Knotenpunkte stehen im Austausch miteinander und unterstützen sich gegenseitig auf technologischer, sozialer, politischer und wirtschaftlicher Ebene.

Das Netzwerk mit Knotenpunkten


Popup-Städte
Die multifunktionalen Popup-Städte sind auf das notwendigste reduziert und passen sich individuell der Bevölkerung an. Sie sind darauf ausgelegt sich in kürzester Zeit auf- und abzubauen und sich an geeignete Klimaoasen, also Orte an denen das Klima menschliches Leben zulässt, zu transportieren. Es entsteht eine Kreislaufwirtschaft des Teilens innerhalb der Städte. Nachhaltig, autark und auf erneuerbare Energien ausgelegt.

Popup-Stadt


Menschen
Die Menschen können sich unabhängig von den Städten bewegen, ihr Leben findet auf deutlich kleinerem Raum und mit weniger Besitz statt. Sie müssen sich schneller anpassen und orientieren, auch mit den häufigen Abschieden müssen sie besser umgehen können. So vermischen sich Kulturen und es gründen sich immer wieder neue Gemeinschaften. Neue Werteverständnisse und Normative basierend auf Minimalismus und Kreislaufwirtschaft sind für sie leitend. Die Mitwelt statt Umwelt stellt den Menschen nicht mehr in den Mittelpunkt.

Marlon und sein "Ovu"


Alltagsobjekt
Das individuelle Alltagsobjekt, “Ovu” hilft den Menschen in dem System gut zurecht zu finden. Das einzige Objekt welches wirklich in persönlichem Besitz ist. Nur damit ist man ein Teil des Systems. Es ist vergleichbar mit einem zukünftigen funktionalen und emotionalen Schweizer Taschenmesser.

Das Alltagsobjekt "Ovu"


Bewegung
Das verbindende Element des neo-nomadischen Gesellschaftssystems ist die Bewegung. Es werden vier voneinander abhängige Phasen durchlaufen. Zuerst die stationäre Phase die den Alltag an einem festen Ort darstellt. Aufgrund einer nahenden Klimakatastrophe wird nach einem neuen geeigneten Ort gesucht. Es kommt zum Abbau und der anschließenden Bewegung der Stadt. Hier wird die Stadt wieder erbaut und es kommt erneut zu einer temporären Sesshaftigkeit der Menschen. Das Gesellschaftssystem ist somit komplett abhängig von Klima Ereignissen.

Das Licht
Die Farbe des Lichts ändert sich simultan im Zentrum der Popup-Städte sowie beim Alltagsobjekt der Menschen Ovu. Es warnt vor kommenden Klimakatastrophen und kommuniziert so den Menschen, wann es Zeit wird, sich zu bewegen. Das Licht wird zum Verbindungsglied der gesamten Gesellschaft. Als Assistent wird es zum ständigen Begleiter der Menschen und dient zur Orientierung im Netzwerk.

Simultanes Licht


Botschaft

Mit unserer spekulativen dystopischen Überspitzung möchten wir einen kritischen Diskurs über unseren westlichen kapitalistischen Wohlstand und den Umgang mit der Klimakrise anregen. Zugleich zeigen wir, das nicht mehr selbstverständliche, Privileg der Sesshaftigkeit auf.

Wenn wir aber nicht die Art und Weise zu leben und zu wirtschaften radikal ändern sowie nicht alles darauf ausrichten werden, die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten, dann werden auch wir, als Europäer:innen, nicht mehr lange so weiter leben können. Denn gerade wir sind hauptverantwortlich für die Klimakrise und nicht länger gefeit von den Auswirkungen, wie wir erst im Juni 2021 im Ahrtal erlebten.

Gleichzeitig möchten wir mit der utopischen Darstellung der neuen Lebensweise zeigen, dass die größten Herausforderungen dabei nicht technologischer Natur wären, sondern sozialer, politischer und wirtschaftlicher.

Vielmehr müssen wir zusammen ganzheitlich und zukunftsorientiert für das Klima und für das Wohl aller Menschen handeln.