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Unverpackt Apotheke

Heike Schwabe

Larissa Kempf

Keyvisual

Fast 50 % der rezeptpflichtigen Medikamente sind von Lieferengpässen betroffen. Trotzdem wird schätzungsweise jedes 3. Medikament weggeworfen. Teils werden sie jedoch unsachgemäß im Abwasser oder in der Natur entsorgt und belasten unser Trinkwasser und die Umwelt. Zudem werden 5,2 % der Emissionen hierzulande durch den Gesundheitssektor verursacht. Allein durch Medikamentenblister aus schwer recycelbaren Verbundwerkstoffen entstehen jährlich 8.500 Tonnen Müll, der meist verbrannt wird, was eine enorme Ressourcenverschwendung darstellt. Unsere Unverpackt Apotheke greift genau diese Probleme an und sorgt für eine zukunftsfähige, bedarfsorientierte und zuverlässige Verteilung von Arzneimitteln.

Verpackung

Unser Konzept setzt bereits bei der Produktion von Verpackungen an. Um die zunehmenden Mengen an Blistermüll zu reduzieren und der unsachgemäßen Entsorgung ungenutzter Medikamente entgegenzuwirken, wurde eine innovative, umweltfreundliche Blisterverpackung aus Monomaterial entwickelt. Diese neue Verpackungslösung zielt darauf ab, Ressourcen zu schonen und eine nachhaltigere Alternative zu herkömmlichen Kunststoff-Blistern zu bieten.

Tablettenblister
Jede der Tabletten hat ihre eigene Beschriftung mit Name, Dosierung, Hersteller, Ablaufdatum und Pharmazentralnummer (PZN). Dadurch kann jede der Tabletten einzeln identifiziert werden und unabhängig vom restlichen Blister zugeordnet werden.

Medikamentenblister mit beidseitiger Beschriftung

Blisterrolle
Die Tablettenblister werden zu einer kompakten Blisterrolle aufgewickelt. Diese platzsparende Anordnung erleichtert die Lagerung und den Transport. Zudem lassen sich die einzelnen Tabletten einfach und präzise mithilfe einer Perforationslinie abtrennen, wodurch eine effiziente und bedarfsgerechte Verteilung ermöglicht wird.

Blisterrolle

Rollenverpackung
Die Blisterrollen werden anschließend in einer stabilen Kartonverpackung geschützt, die sie vor Feuchtigkeit, Lichteinfall und anderen äußeren Einflüssen bewahrt. Dank dieses modularen Verpackungssystems lassen sich die Rollen platzsparend lagern und einfach handhaben. Eine klare Beschriftung sorgt dafür, dass die enthaltenen Medikamente auf einen Blick erkennbar sind. Zusätzlich dient die Vorderseite der Verpackung als Werbefläche, falls die Blisterrollen im Verkaufsbereich präsentiert werden. Eingearbeitete Sichtfenster ermöglichen eine schnelle und unkomplizierte Kontrolle des Füllstands.

Rollenverpackung

Apothekensystem

Das Apothekensystem umfasst insgesamt vier zentrale Bereiche: Vorbestellungen, Medikamentensuche, Lagerverwaltung und Analyse. Diese ermöglichen eine nahtlose Vernetzung der Apotheken mit anderen Akteur*innen im Gesundheitswesen und bieten gleichzeitig einen strukturierten Überblick über alle relevanten Daten der eigenen Apotheke.
Durch die intelligente Verknüpfung dieser Module können Apotheken effizienter arbeiten, ihre Bestände optimal verwalten und fundierte Entscheidungen auf Basis von Analysen und Prognosen treffen.

Vorbestellung
Bereits bei der Verschreibung eines Medikaments können Arztpraxen die Verfügbarkeit des Medikaments in Apotheken einsehen und dementsprechend bestellen. Durch Parameter wie den Wirkstoff, die Tablettenanzahl und die Entfernung kann die Suche verfeinert werden.
Diese Bestellung kommt in der Apotheke im System an. Sie kann nun die Bestellung in den eigenen Kalender übertragen. So erhalten sie eine Übersicht über die Kundenströme und können ihre Vorbereitungen und Abläufe besser planen.
Vorbestellungen von Arztpraxen und Kund*innen sind dabei in Türkis markiert, während Daueraufträge durch eine dunklere Farbgebung hervorgehoben werden. Bestellungen von Partner-Apotheken sind in Rot gekennzeichnet, um eine klare Unterscheidung zu ermöglichen.

links: Eingang der Vorbestellungen
rechts: Details zur Vorbestellung

Medikamentensuche
Um den Austausch der Apotheken zu fördern, gibt es die Funktion der Medikamentensuche. Hier können Apotheken nach bestimmten Mengen an Arzneimitteln, die bei ihnen knapp geworden sind, in ihrer Nähe suchen und bestellen.
Dadurch schafft man kürzere und schnellere Lieferwege im Vergleich zur direkten Bestellung beim Hersteller. Somit werden diese entlastet und Lieferengpässe minimiert.

Beispielhafte Medikamentensuche im Umkreis

Lager
Für einen besseren Überblick über die eigenen Bestände erhalten Apotheken eine Seite für ihr Lager. Hier kann nach Arzneimitteln, Wirkstoff oder der PZN gesucht werden. Generika werden mit angezeigt. Nähere Details sowie Lagerorte können hier eingesehen werden.
Medikamente, die bald aufgebraucht sind, werden in der rechten Spalte rot markiert und leiten direkt zum Nachbestellen auf die Medikamentensuche.
Wurde das gewünschte Medikament gefunden, kann dieses vom Lager angefordert werden und die Banderole wird direkt mit ausgedruckt.

Aktuelle Lagerbestände mit detaillierten Informationen zum ausgewählten Medikament

Analyse
Für eine bessere Datendokumentation und Einsicht gibt es die Analyse-Seite. Durch Filterfunktionen ist es möglich, verschiedene Medikamente miteinander zu vergleichen, beispielsweise in den Kategorien Ein- und Verkauf, um die Ein- und Ausgaben kontrollieren. Als nächstes kann nach Apotheken sortiert werden, um den dokumentierten Austausch mit Partner-Apotheken nachzuvollziehen. Außerdem kann man den Verlauf der Lagerbestände und Engpässe genauer ansehen. Es kann zwischen der Listen- und Grafikansicht beliebig gewechselt werden.
Es ist aber nicht nur möglich, Einblicke in die vergangenen Tage, Wochen, Monate oder Jahre zu erhalten, sondern auch in die Zukunft. Hier werden aus der bereits vorhandenen Datengrundlage Vorhersagen getroffen, um kommende Herausforderungen besser zu planen und sich vorbereiten zu können.

links: Analyse der Ein- und Verkaufszahlen von Medikamenten mit Filterfunktion
rechts: tabellarische Übersicht der Suchergebnisse
links: grafische Übersicht der Suchergebnisse mit detailliertem Verlauf
rechts: Analyse der Einnahmen und Ausgaben mit Filterfunktion

Ausgabe

Wird ein Medikament vorbestellt, kann es vom Apothekenpersonal bereits vorbereitet und direkt an die Kund*innen ausgegeben werden. So können die Wartezeiten reduziert werden. Alternativ können rezeptfreie Medikamente wie gewohnt nach einer kurzen Beratung durch das Apothekenpersonal erworben werden.

Vorzeigen des E-Rezepts zur Ausgabe des Medikaments

Banderole
Bei der Ausgabe erhalten die Patient*innen eine Banderole – eine Art Kassenzettel –, auf der alle relevanten Medikamentendetails wie Name, Dosierung und Einnahmehinweise vermerkt sind. Zusätzlich dient die Banderole als Marketinginstrument, da das Herstellerlogo darauf platziert werden kann.
Die Banderole wird um das Medikamentenblister gewickelt und sicher befestigt. Dadurch sind alle wichtigen Informationen direkt am Produkt vermerkt und das Medikament lässt sich leichter transportieren.
Ein aufgedruckter QR-Code ermöglicht den schnellen Zugriff auf den digitalen Beipackzettel. Beim Scannen wird man direkt auf die Herstellerseite weitergeleitet, wo sie die aktuelle Version des Beipackzettels einsehen können. Dies reduziert Papiermüll und sorgt für eine nachhaltigere Lösung.
Auf Wunsch kann der Beipackzettel alternativ auch in gedruckter Form ausgehändigt werden.

links: ausgeklappte Banderole mit QR-Code für das Handy
rechts: geschlossene Banderole mit eingescanntem QR-Code auf dem Handy

Verteilung
Die Unverpackt Apotheke ermöglicht eine bedarfsorientierte Verteilung der Medikamente, damit alle Patient*innen versorgt werden können und deutlich weniger Medikamente und wertvolle Ressourcen verschwendet werden.

links: ungetrennter Blisterstrang
rechts: aufgeteilte Blister auf die Patient*innen

Ausblick

Unsere neue Form der Apotheke soll die Verpackungen von Medikamenten deutlich reduzieren und auf nachhaltige Materialien setzen, womit gleichzeitig die Verteilbarkeit von Medikamenten erleichtert wird. Sie sorgt für weniger Müll und eine geringere Verschwendung von Medikamenten und wertvollen Ressourcen. So werden auch Mensch und Umwelt geschützt. Außerdem entlastet sie die Apotheken, sowohl zeitlich als auch logistisch, indem sie ein digitales Umverteilungssystem anbietet, das für Übersicht und Austausch zwischen Apotheken und Arztpraxen steht. Dadurch können Lieferengpässe reduziert und Lieferketten verkürzt werden. Arzneimittel werden nur noch bedarfsorientiert verteilt, damit alle Patient*innen versorgt werden und die notwendige wie auch optimale Behandlung erhalten können. Wir glauben an eine zukunftsfähige und nachhaltige Apotheke, die auch Zeiten von drohenden Lieferengpässen und zunehmender Knappheit von Ressourcen durch innovative Lösungen sowie nutzendenzentrierte Anwendungen gekonnt die Stirn bietet. Unsere Unverpackt Apotheke bildet das ideale Sprungbrett für die Apotheke von morgen.

Innenansicht der Unverpackt Apotheke