Konventionelle Zoos sind ein hochgradig polarisierendes Thema. Auf der einen Seite stehen Befürworter, die Zoos gerne besuchen und deren Vorteile betonen, während auf der anderen Seite Kritiker vor allem die negativen Aspekte hervorheben. Eine vermittelnde Position gibt es selten.
Zoos erfüllen laut dem Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) vier zentrale Funktionen: Sie tragen zum Artenschutz bei, indem sie bedrohte Tierarten durch Zuchtprogramme und Schutzprojekte erhalten. Gleichzeitig vermitteln sie im Rahmen ihrer Bildungsfunktion Wissen über Tiere, Ökosysteme und Naturschutz. Zudem sind sie ein wichtiger Ort für Forschung, da sie wissenschaftliche Untersuchungen zu Tierverhalten, Gesundheit und Ökologie ermöglichen. Schließlich bieten Zoos auch Erholung, indem sie Besuchern ein Naturerlebnis und eine Möglichkeit zur Freizeitgestaltung bieten (VdZ, Leitbild & Faktenblatt).
Allerdings werden die Nachteile von Zoos in dieser Perspektive nicht thematisiert. Tierrechtsorganisationen wie PETA kritisieren unter anderem, dass viele Zoos nicht primär bedrohte Arten halten, wodurch das Argument des Artenschutzes an Gewicht verliert. Zudem seien viele Tiere in Zoos verhaltensgestört, da ihre Bedürfnisse in Gefangenschaft nicht ausreichend erfüllt werden (PETA, Zoo-Irrtümer).
Zoos versuchen, einige dieser Kritikpunkte durch größere Gehege oder neue Haltungskonzepte abzumildern. Doch nach dem Leitsatz „Weniger schlecht ist nicht gleich gut“ stellt diese Methodik keine wirkliche Lösung dar. Halbe Maßnahmen und inkrementelle Verbesserungen reichen nicht aus, um dieses grundlegende Missverhältnis zu beheben. Um wirklich sinnvolle Veränderungen zu bewirken, brauchen wir neue, kritische Perspektiven, die die strukturellen Defizite des traditionellen Zoo-Modells in greifbare, innovative Konzepte überführen. Nur so können wir einen offenen Diskurs darüber eröffnen, wie Zoos in Zukunft gestaltet werden sollten.
Doch wenn konventionelle Zoos sowohl ethische als auch strukturelle Defizite aufweisen – wie könnte dann eine Alternative aussehen, welche die Vorteile von bestehenden Zoos nicht verliert? Anstatt Tiere in Gehegen zu halten, stellt sich die Frage: Können wir Zoos völlig neu denken? Genau mit dieser Frage haben wir uns mithilfe von Design-Futuring-Methoden intensiv auseinandergesetzt.
Unsere Antwort darauf ist ein Zoo ohne gefangene Tiere. Ein Konzept, das modernste Technologie nutzt, um Menschen ein ebenso faszinierendes wie lehrreiches Naturerlebnis zu bieten – ohne dabei Tiere ihrer Freiheit zu berauben. Statt lebender Tiere stehen Hologramme, Robotik und Echtzeit-Daten aus der Wildnis im Mittelpunkt. Dadurch ermöglichen wir eine völlig neue Art der Begegnung mit der Tierwelt, die gleichermaßen realistisch, interaktiv und nachhaltig ist.
Unser Zoo ersetzt dabei nicht nur das traditionelle Modell, sondern erweitert das Erlebnis in mehrfacher Hinsicht: Besucher können Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten, auch solche, die in klassischen Zoos nie zu sehen wären – vom Kolibri bis zum Weißen Hai. Dank einer engen Zusammenarbeit mit Forschern in speziellen Außenstellen, die direkt in den Lebensräumen der Tiere angesiedelt sind, erhält unser Zoo stets aktuelle Verhaltensdaten, die in die Simulationen einfließen. So entsteht ein Erlebnis, das näher an der Realität ist als jeder Käfig es je sein könnte.