Gentechnik am Menschen – Gestaltung als Impuls für den gesellschaftlichen Diskurs
english version below…
Gentechnik bezeichnet allgemein den gezielten Eingriff in das Erbgut von Lebewesen, mit Hilfe erprobter Methoden und Verfahren der Biotechnologie. Der Begriff umfasst dabei sowohl Veränderungen als auch Neuzusammensetzungen der DNA-Sequenz.
Reale Einblicke in Handlungsfelder zeigen sich bereits in bekannten Bereichen wie beispielsweise der Landwirtschaft und machen dort sowohl Chancen, als auch Risiken des Bereiches der Gentechnik sichtbar. Die Erweiterung der Handlungsfelder durch den Einsatz von Gentechnologie am menschlichen Körper bringt eine neue Dimension in den Diskurs rund um das Thema. Es entstehen Hoffnungen in Hinblick auf medizinische Möglichkeiten, wie die Bekämpfung von (Erb-)krankheiten bis hin zu kontroversen Möglichkeiten im Bereich der Verbesserung und Individualisierung des Menschen.
Die grenzenlos erscheinenden Möglichkeiten der neuen Technologie machen das Thema damit zu einem der wohl zentralsten und kontroversesten Spannungsfelder der aktuellen Zeit.
In Bezug auf diese Entwicklung zeichnet sich für uns als Gestalter:innen das große Potenzial ab, die Auswirkungen des Einsatzgebietes von Gentechnik am menschlichen Körper auf die Gesellschaft zu reflektieren und einen geordneten, konstruktiven Diskurs im deutschsprachigen Raum zu unterstützen.
Im ersten Teil des Projektes fertigen wir eine umfangreiche Sammlung zu verschiedenen Parametern an, die den gesellschaftlichen Umgang mit dieser Zukunftstechnologie beeinflussen. Dabei untersuchen wir anhand der Triade Human-Gentechnik, Diskurs und Gestaltung interdisziplinäre Zusammenhänge und wie diese zur Unterstützung des gesellschaftlichen Diskurses in Bezug auf Human-Gentechnik genutzt werden können. Im zweiten Teil machen wir mit Hilfe von Methoden der diskursiven Gestaltung mögliche Zukünfte sichtbar und sinnlich erfahrbar.
Das Ergebnis sind drei diskursive Artefakte, die die folgenden, von uns abgeleiteten, drei Hauptfragen zur Humangentechnik widerspiegeln:
- Wie gehen wir mit der Genominformation um? - Wie können wir mit der reproduktiven Genomselektion umgehen? - Wie gehen wir mit Genom-Editing um?
Diese Fragen stellen einen sich immer weiter öffnenden Zukunftshorizont dar, den wir durch unsere Artefakte abbilden. Sie reichen daher von einer Retro-Maschinenästhetik bis hin zu zukünftigen Lifestyle-Gütern. Die verschiedenen Präsentationen nehmen den Betrachter mit auf eine interaktive Reise durch die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Gentechnik und stellen dabei wichtige Fragen, die den gesellschaftlichen Diskurs anregen und die Menschen zu sozialem Engagement bezüglich eines technologischen Zukunftsthemas befähigen.
Eine erste Möglichkeit zur Evaluation bot die Semesterausstellung 2022 an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd. Dort konnten wir alle drei Artefakte mit ihren Kontexten und Informationspaketen einem großen Publikum präsentieren und zur Diskussion stellen.
Über beide Tage hinweg konnten wir erste spannende Reaktionen und Interaktionen beobachten, Gespräche einfangen und einen Austausch anstoßen.
english version
Human Genetic Engineering
–Design as an impulse for social discourse
Genetic engineering generally refers to the targeted intervention in the genetic material of living beings with the help of proven biotechnology methods and processes. The term includes both changes and new compositions of the DNA sequence.
Real insights into fields of action can already be seen in well-known areas such as agriculture, where both opportunities and risks of genetic engineering are made visible. The expansion of the fields of action through the use of genetic engineering on the human body brings a new dimension to the discourse on the subject. Hopes arise with regard to medical possibilities, such as combating (hereditary) diseases and controversial possibilities in the area of human improvement and individualization.
The seemingly limitless possibilities of the new technology make the topic one of the most central and controversial areas of tension of the current time (Deutscher Bundestag, 2016).
In relation to this development, there lies great potential for us as designers to reflect the societal effects of applying genetic engineering on the human body and to support an orderly, constructive discourse.
In the first part of the project, we are preparing an extensive collection of various parameters that influence how society deals with this future technology. Using the triad of human genetic engineering, discourse and design, we examine interdisciplinary connections and how these can be used to support social discourse in relation to human genetic engineering. In the second part, we make possible futures visible and sensually perceptible with the help of methods of futures and discursive design.
The result are three speculative artifacts, which reflect the three main questions about genetic engineering we managed to derive. Those are:
- How do we deal with genome information? - How can we deal with reproductive genome selection? - How would we deal with genome editing?
These questions represent an increasingly wide future horizon, which we are displaying through our artifacts. They therefore range from retro machine aesthetics to future lifestyle goods. The different presentations somehow take the recipient on an interactive journey through the past, present and future of genetic engineering, while asking important questions to nourish social discourse and empower people for social engagement.