Prozesse wie Individualisierung und globale Mobilität bedingen Veränderungen auch im Sozialen: Kommunikation findet häufig über räumliche Distanzen statt, und Einsamkeit, trotz sozialer Kontakte, ist zu einem allgegenwärtigen Phänomen unserer Gesellschaft geworden.
So vielschichtig die Möglichkeiten über moderne Kommunikationsmittel sind, sie ersetzen keine reale menschliche Nähe: soziale Bindung kann aus der Ferne nicht umfassend erlebt werden. Berührung ist jedoch ein physiologisches Grundbedürfnis des Menschen und ebenso essenziell wie zum Beispiel Schlaf. Im Kontext transhumaner Entwicklungen wurden daher die sinnliche Wahrnehmung und die Optionen, taktile Reize durch den Einsatz avancierter Technologien zu erfassen, zu senden und zu empfangen, untersucht.
Mit re:touch wird es möglich, authentische Berührungen in Echtzeit über jedwede Distanz zu übertragen und sinnlich erfahrbar zu machen. Die nanosensorischen Tapes sind zunächst für die drei Körperstellen konzipiert, die im sozialen Kontakt die bedeutsamsten sind: „the lower“ für den Unterarm, „the upper“ für den Oberarm und „the back“ für den Rücken. Die Tapes passen sich dem Körper an wie eine zweite Haut und sind Sender und Empfänger zugleich, wobei Ausgabe-Faktoren wie Temperatur und Druck individuell einstellbar sind, sodass die empfangende Person die Intensität der Berührungswahrnehmung ihren Bedürfnissen und situativen Bedingungen anpassen kann.
Diese sensorischen Tapes sind als Erweiterung der bestehenden Kontaktkanäle konzipiert und machen die Kommunikation zwischen Menschen, die sich nahe stehen, aber temporär räumlich getrennt sind, um eine bedeutsame sinnliche Empfindung – die Berührung – reicher. Mit re:touch bleibt die soziale Bindung und menschliche Nähe „spürbar”.
Dieses Szenario ist ein prinzipieller Lösungsansatz. Dieser lässt sich zukünftig ebenso auf Anwendungen wie Physiotherapie oder die Übertragung haptischer Kommunikation allgemein übertragen.